Es ist halt alles sehr kompliziert. Erinnert sich noch jemand an den letzten Golfkrieg? An die Szenarien, die da kursierten? Was die Irakis den Amis alles antun werden? An die Zahlen, dass die US-Army schon 100000 Bodybags an den Golf bestellt hätte und dass alles ein riesiges Desaster wird? Tja und dann war der Krieg ziemlich rasch vorbei und die Bodybags mussten alle mit irakischen Leichen gefüllt werden.
Krieg scheint eine bestimmte Erzählung zu kreiieren. Und die Rolle der Medien und von so Besserwissern wie uns ist die, ein retardierendes Moment einzuführen. Der Krieg geht los, alles scheint nach Plan zu verlaufen und auf einmal tauchen Probleme auf. Geht doch alles gar nicht nach Plan. Wie auch, die Realität kann man ja gar nicht planen, natürlich geht alles schief, ätsch. Und dann verschwinden die Probleme auf einmal wieder und der Krieg ist doch nach ein paar Wochen vorbei.
Nun ist es aber so, dass natürlich die Probleme doch nicht verschwinden. Wir Medienheinis sind nur genauso betriebsblind wie die Militärheinis, vielleicht sogar ein wenig blinder.
Die Differenzen zwischen Pentagon und Armeeführung gibt es tatsächlich. Nur, bloß weil man Rumsfeld eine Niederlage wünscht, heißt das noch lange nicht, dass er auch Unrecht hat (in seiner Logik). Die US-Army ist ein riesiger Apparat und Rumsfeld will ihn modernisieren. Das führt zu Konflikten. Nachdem Rumsfeld erst glänzend dastand, sah er eine Weile etwas beschädigt aus, jetzt steht er wieder glänzend da. Sollte eines Tages, wenn der Krieg längst vorbei ist und die Amerikaner ihre Besatzungsregierung eingesetzt haben, eine Autobombe vor deren Hauptquartier in die Luft gehen und hundert GI sterben, dann steht er wieder schlecht da. Denn nur weil die Amerikaner den Krieg gewonnen haben, heißt das noch lange nicht, dass sie auch den Frieden gewinnen werden.
Als Medienheini, der den ganzen Tag vor dem Fernseher und Computer sitzt, tendiert man dazu, immer irgendwo den Deppen zu suchen. Bei der US-Army, bei den Peaceniks, sonstwo. Das größere Bild verliert man da öfters aus dem Blick.
Das Problem dieses Krieges (für mich) war nie ein strategisches, wie die Amis da jetzt reingehen, mit einer großen Armee oder einer kleinen. Es war auch nicht, dass bei einem solchen Krieg so viele Zivilisten sterben. Das ist zwar schlimm aber so ist das in Kriegen. Und im Vergleich zum zweiten Weltkrieg oder zum Vietnamkrieg halten sich die zivilen Verluste bei diesem Krieg in Grenzen.
Ich war aus zwei Gründen gegen diesen Krieg. Weil er die Uno beschädigt hat (hat er, ob das so bleiben wird, wird man sehen). Und weil ich ziemlich sicher war, dass es schwierig ist den Irak zu demokratisieren, wenn man einen unprovozierten Angriffskrieg führt ohne wirkliche Verbündete zu haben (auch das wird man sehen, vielleicht klappt es ja doch, wahrscheinlich aber eher nicht). So unngerne ich das als alter Linker sage, aber gegen einen von der Uno legitimierten Krieg hätte ich wenig einzuwenden gehabt.
Das sind aber Sachen, für die es relativ gleich ist, ob der Krieg morgen vorbei ist oder in drei Wochen. Worum geht es denn? Geht es darum, recht zu behalten oder was?
Ich glaube nach wie vor, dass der Krieg falsch war. Aber das ist eine Erkenntnis, die überhaupt nicht weiter führt. Es ist immerhin ein Krieg, der ein übles Regime beseitigt hat und das ist etwas, mit dem ich mich anfreunden kann. Jetzt muss man sich doch die Frage stellen, was nun kommt. Bricht das Land auseinander? Was passiert mit den Funktionären der Baath-Partei? Wie demokratisch werden die Strukturen sein, die die Amerikaner den Irakis aufdrücken? Inwieweit kann man einem Land demokratische Strukturen aufdrücken? Gibt es sowas wie eine Zivilgesellschaft? Wenn ja dann wo und wie kann man die bestmöglich in einen demokratischen Aufbau des Landes einbinden? Das sind doch die interessanten Fragen.
Und da gibt es genug zu tun, zum sich Gedanken machen.
Hey: die Europäer tönen immer groß rum, dass sie so multilateral drauf sind, und dass es nicht sein kann, dass die Amerikaner bestimmen, wie die Welt aussehen soll - aber wo sind denn die tollen Beispiele dafür, dass die Europäer irgendwo etwas besser gemacht hätten als die Amerikaner? Wo haben denn die Europäer in den letzten Jahren die demokratischen Kräfte in diktatorisch regierten Ländern gestärkt, um friedlich Transformationsprozesse in Gang zu setzen? Haben sie nicht. Wo sind denn die tollen Pläne, für eine Lösung des Israel-Palästina-Konflikts? In irgendwelchen Schubladen.
Ich hab in den letzten Tagen "Terror and Liberalism" gelesen, von Paul Berman. Und so wie der die Geschichte der totalitären Bewegungen im mittleren Osten erzählt, stellt sich das (etwas verkürzt gesprochen) so dar, dass die Baath-Partei auf der einen Seite und die islamischen Fundamentalisten auf der anderen Seite nichts anderes sind als späte Varianten der totalitären Bewegungen in Europa. Es gibt ein paar Unterschiede, im großen und ganzen sind sie aber deckungsgleich.
Und da gab es eine ganze Reihe von verschiedenen Arten und Weisen mit ihnen umzugehen. Krieg (hat Deutschland besiegt), Krieg/Partisanenbewegung (hat Mussolini gestürzt) aber eben auch das Fördern von zivilgesellschaftlichen Elementen (hat Franco zwar nicht gestürzt, hat aber dazu geführt, dass nach seinem Tod ziemlich rasch ein liberal-demokratisches System eingeführt werden konnte. Und wer hat über Jahre die spanische PS aufgebaut? Das war die Sozialdemokratische Internationale unter Willy Brandt.
Wenn mir jetzt jemand sagt, hey, die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Friedrich Ebert-Stiftung arbeiten schon seit Jahren mit irakischen, iranischen, syrischen, ägyptischen, palästinensischen und sonstwie arabischen Exil-Sozialdemokraten zusammen, Du weißt davon bloß nichts, super, dann freu ich mich. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass das nicht so ist.
Das sind aber genau die Dinge, auf die man jetzt den Blick richten muss.
Krieg scheint eine bestimmte Erzählung zu kreiieren. Und die Rolle der Medien und von so Besserwissern wie uns ist die, ein retardierendes Moment einzuführen. Der Krieg geht los, alles scheint nach Plan zu verlaufen und auf einmal tauchen Probleme auf. Geht doch alles gar nicht nach Plan. Wie auch, die Realität kann man ja gar nicht planen, natürlich geht alles schief, ätsch. Und dann verschwinden die Probleme auf einmal wieder und der Krieg ist doch nach ein paar Wochen vorbei.
Nun ist es aber so, dass natürlich die Probleme doch nicht verschwinden. Wir Medienheinis sind nur genauso betriebsblind wie die Militärheinis, vielleicht sogar ein wenig blinder.
Die Differenzen zwischen Pentagon und Armeeführung gibt es tatsächlich. Nur, bloß weil man Rumsfeld eine Niederlage wünscht, heißt das noch lange nicht, dass er auch Unrecht hat (in seiner Logik). Die US-Army ist ein riesiger Apparat und Rumsfeld will ihn modernisieren. Das führt zu Konflikten. Nachdem Rumsfeld erst glänzend dastand, sah er eine Weile etwas beschädigt aus, jetzt steht er wieder glänzend da. Sollte eines Tages, wenn der Krieg längst vorbei ist und die Amerikaner ihre Besatzungsregierung eingesetzt haben, eine Autobombe vor deren Hauptquartier in die Luft gehen und hundert GI sterben, dann steht er wieder schlecht da. Denn nur weil die Amerikaner den Krieg gewonnen haben, heißt das noch lange nicht, dass sie auch den Frieden gewinnen werden.
Als Medienheini, der den ganzen Tag vor dem Fernseher und Computer sitzt, tendiert man dazu, immer irgendwo den Deppen zu suchen. Bei der US-Army, bei den Peaceniks, sonstwo. Das größere Bild verliert man da öfters aus dem Blick.
Das Problem dieses Krieges (für mich) war nie ein strategisches, wie die Amis da jetzt reingehen, mit einer großen Armee oder einer kleinen. Es war auch nicht, dass bei einem solchen Krieg so viele Zivilisten sterben. Das ist zwar schlimm aber so ist das in Kriegen. Und im Vergleich zum zweiten Weltkrieg oder zum Vietnamkrieg halten sich die zivilen Verluste bei diesem Krieg in Grenzen.
Ich war aus zwei Gründen gegen diesen Krieg. Weil er die Uno beschädigt hat (hat er, ob das so bleiben wird, wird man sehen). Und weil ich ziemlich sicher war, dass es schwierig ist den Irak zu demokratisieren, wenn man einen unprovozierten Angriffskrieg führt ohne wirkliche Verbündete zu haben (auch das wird man sehen, vielleicht klappt es ja doch, wahrscheinlich aber eher nicht). So unngerne ich das als alter Linker sage, aber gegen einen von der Uno legitimierten Krieg hätte ich wenig einzuwenden gehabt.
Das sind aber Sachen, für die es relativ gleich ist, ob der Krieg morgen vorbei ist oder in drei Wochen. Worum geht es denn? Geht es darum, recht zu behalten oder was?
Ich glaube nach wie vor, dass der Krieg falsch war. Aber das ist eine Erkenntnis, die überhaupt nicht weiter führt. Es ist immerhin ein Krieg, der ein übles Regime beseitigt hat und das ist etwas, mit dem ich mich anfreunden kann. Jetzt muss man sich doch die Frage stellen, was nun kommt. Bricht das Land auseinander? Was passiert mit den Funktionären der Baath-Partei? Wie demokratisch werden die Strukturen sein, die die Amerikaner den Irakis aufdrücken? Inwieweit kann man einem Land demokratische Strukturen aufdrücken? Gibt es sowas wie eine Zivilgesellschaft? Wenn ja dann wo und wie kann man die bestmöglich in einen demokratischen Aufbau des Landes einbinden? Das sind doch die interessanten Fragen.
Und da gibt es genug zu tun, zum sich Gedanken machen.
Hey: die Europäer tönen immer groß rum, dass sie so multilateral drauf sind, und dass es nicht sein kann, dass die Amerikaner bestimmen, wie die Welt aussehen soll - aber wo sind denn die tollen Beispiele dafür, dass die Europäer irgendwo etwas besser gemacht hätten als die Amerikaner? Wo haben denn die Europäer in den letzten Jahren die demokratischen Kräfte in diktatorisch regierten Ländern gestärkt, um friedlich Transformationsprozesse in Gang zu setzen? Haben sie nicht. Wo sind denn die tollen Pläne, für eine Lösung des Israel-Palästina-Konflikts? In irgendwelchen Schubladen.
Ich hab in den letzten Tagen "Terror and Liberalism" gelesen, von Paul Berman. Und so wie der die Geschichte der totalitären Bewegungen im mittleren Osten erzählt, stellt sich das (etwas verkürzt gesprochen) so dar, dass die Baath-Partei auf der einen Seite und die islamischen Fundamentalisten auf der anderen Seite nichts anderes sind als späte Varianten der totalitären Bewegungen in Europa. Es gibt ein paar Unterschiede, im großen und ganzen sind sie aber deckungsgleich.
Und da gab es eine ganze Reihe von verschiedenen Arten und Weisen mit ihnen umzugehen. Krieg (hat Deutschland besiegt), Krieg/Partisanenbewegung (hat Mussolini gestürzt) aber eben auch das Fördern von zivilgesellschaftlichen Elementen (hat Franco zwar nicht gestürzt, hat aber dazu geführt, dass nach seinem Tod ziemlich rasch ein liberal-demokratisches System eingeführt werden konnte. Und wer hat über Jahre die spanische PS aufgebaut? Das war die Sozialdemokratische Internationale unter Willy Brandt.
Wenn mir jetzt jemand sagt, hey, die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Friedrich Ebert-Stiftung arbeiten schon seit Jahren mit irakischen, iranischen, syrischen, ägyptischen, palästinensischen und sonstwie arabischen Exil-Sozialdemokraten zusammen, Du weißt davon bloß nichts, super, dann freu ich mich. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass das nicht so ist.
Das sind aber genau die Dinge, auf die man jetzt den Blick richten muss.
jefferson - am Montag, 7. April 2003, 20:24
ferromonte meinte am 7. Apr, 21:02:
sorry,
aber da wird viel geredet aber nichts gesagt. da hilft auch ein eingangszitat von fred sinowatz nicht.wozu der lärm? um zu erwägen, das krieg generell auch positve seiten hat? bitte, rein empirisch scheint das so zu sein, aber in wahrheit ist jeder krieg ein vollkommenes versagen von kommunikation, diplomatie und aller eigenschaften die uns menschen am leben erhalten haben, die uns kultur, lebensqualität und fortschritt ermöglichen.
gegen historische ereignisse kann man sich nicht aussprechen (alliiereninvasion 45'), aber JETZT, den irakkrieg betreffend, kann man - sofern man nicht ganz weich in der birne ist - klar konstatieren, wie unsinnig und unnotwendig, ja schädlich (weltpolitisch, auf die UNO gezielt) der krieg ist. er wäre eine "historische" chance gewesen, einen konflikt von weltinteresse (öl) auf diplomatischen weg zu lösen. hätte man die UNO arbeiten lassen und sie dabei unterstützt.
fm
jefferson antwortete am 7. Apr, 21:09:
Genau
Seh ich genauso. Bloß so ist es nicht gekommen. Und jetzt? Willst Du dem Weltlauf bis ans Ende Deiner Tage vorwerfen, dass er sich nicht so verhalten hat, wie Du (und ich) es für richtig gehalten haben. Wie Du schon sagst, "gegen historische Ereignisse kann man sich nicht aussprechen". Der Krieg ist so gut wie vorbei. (Und wer ist Fred Sinowatz?)
jefferson antwortete am 7. Apr, 21:15:
Pardon
War mal Euer Kanzler, sagt mir das Internet. Tut mir Leid, bin Piefke.
ferromonte antwortete am 7. Apr, 21:28:
vergiß sinowatz,
wir österreicher versuchen das auch so gut wir können. allerdings scheinen jedenfalls die mehrzahl unserer wähler auf peinliche typen für das kanzleramt zu stehen ... :-)nein, ich will dem weltlauf nichts vorwerfen, man kann ihn nur gründlich studieren. aber ich glaube auch nicht, daß der krieg vorbei ist. die menschen, die die entscheidenden politischen ämter innehaben, denken leider sehr sehr selten wie du und ich. auch der golfkrieg III ist noch nicht vorbei, und der iraq body counter scheint eingefroren zu sein. kommen sie nicht mit beim update-nachzählen?
glaubst du ernsthaft, die USA fährt wieder heim und widmet sich in zukunft der reform ihrer eigenen schwerkranken staats-systeme?
ich vermute eher etwas in dieser richtung. und ohne hier pessimistisch oder verschwörerisch zu sein ... .
wenn man sieht, wie insuffizient und nicht einmal vorhanden eine europäische außenpolitik ist, wird es eher anzunehmen sein, daß bei den fortsetzungen dieses feldzuges sich europäische nationalstaaten - genau wie jetzt bei irak III - wieder auf die seite der US-admin stellen und so weitermachen. das klingt pessimistisch, aber für meine wahrnehmung gibt es keinen auch nur noch so kleinen grund, etwas anderes zu erwarten.
fm
jefferson antwortete am 7. Apr, 22:33:
Tja
Sieh mal an, das Interview kannte ich gar nicht. Aber dass die Amerikaner demnächst nach Syrien weitermarschieren würde mich tatsächlich nicht wundern. Die ersten Anzeichen gibt es ja schon, heute morgen hat das Public Radio hier einen Auszug aus einem Interview gesendet, das Wolfowitz gestern in irgendeiner Morning Talk Show gegeben hatte, da hat der das schon angekündigt, dass Syrien als nächstes dran ist. So gesehen hast Du recht, im großen und ganzen ist der Krieg noch nicht vorbei, da folgt noch einiges nach.
Der Irakkrieg ist nur demnächst vorbei. In dem Sinne, dass das irakische Regime und seine Infrastruktur und das irakische Militär und seine Kommandostruktur demnächst zerschlagen sein wird. Und da stellt sich schon die Frage, wie stellt man sich jetzt dazu.
Fokussiert man sich darauf zu sagen: Alles eine Katastrophe, will ich nichts mit zu tun haben, sollen die Amis und die Iraker sehen wo sie bleiben. Oder sagt man: Okay, ihr habt angekündigt, ihr wollt die Gegend demokratisieren, jetzt macht mal, wir passen auf, dass das auch passiert. Oder sagt man: eine Invasionsarmee kann ein Land nicht demokratisieren, wir wollen aber, dass demokratisiert wird, also schieben wir unsere vormaligen Bedenken beiseite und sehen mal zu, und mischen da auch ein bisschen mit.
Das ist alles sehr schwierig.
Auf der einen Seite wäre es natürlich besser, wenn dieser Demokratisierungsprozess unter dem Dach der Uno stattfinden würde, auf der anderen Seite würde das den Krieg im nachhinein legitimieren. Und die Uno stünde als Institution noch schlechter da als jetzt, weil so ein Präzedenzfall geschaffen werden würde, dass man eben ohne oder sogar gegen den Willen der Uno Kriege führen kann und danach kehrt sie dann doch die Scherben zusammen. Das sind beides keine wirklich tollen Optionen.
Was ich mit meinem längeren Textchen weiter oben sagen wollte, war eigentlich nur, dass mir ein paar Dinge auf die Nerven gehen (auch in der Art wie ich selbst die Welt wahrnehme): 1.) dass man aus seiner eigenen Ohnmacht eine Tugend macht und in einem fort darauf hofft, dass irgendetwas anders kommen könnte als die Amis es wollen. Das kann ich verstehen, aber da fragt in drei Monaten schon niemand mehr danach. Wichtiger wäre, zu überlegen, was man denn eigentlich selbst will. 2.) dass man bei seinem Gegen-den-Irakkrieg-sein leicht aus den Augen verliert, dass dieser Krieg so gut wie vorbei ist. Und das erinnert mich doch sehr an mein eigenes Gegen-die-Wiedervereinigung-Sein aus den frühen Neunzigern, das ich auch noch gepflegt habe, als Deutschland längst ein Staat war. Und das war dämlich, weil ich dadurch damals einiges an Erkenntnismöglichkeiten drangegeben habe und mir dabei trotzdem oder vielleicht gerade deswegen total schlau vorkam. 3.) dass es schon in der Vorkriegszeit ein großes Problem der Antikriegsbewegung war, sich nicht dafür zu interessieren, mit wem man es im Irak eigentlich zu tun hat, abgesehen von unschuldigen Zivilisten. Das ist dieser schrecklich Entmündigungsreflex den die Linke seit jeher so gut beherrscht. Im Trikont sitzen die ganzen unschuldigen Opfer und hier in den Metropolen die fiesen Bösewichter, die für all das Elend verantortlich sind. Das war damals schon falsch. Aber jetzt zeigt sich das volle Ausmaß dieser Falschheit. Die Antikriegsbewegung hat keine Erzählung, in der sie den Sieg der Amerikaner anders wahrnehmen kann, als als eigene Niederlage. Und das ist ein Problem.
ferromonte antwortete am 7. Apr, 23:10:
ok
ad1): ja. wissen, was man selber will ist übrigens in jeder lebenssituation ein meisterstück – sofern der wille über die augenblickliche laune hinausgeht insofern, als komplex gedacht wurde und ursachen und folgen miteinbezogen wurden. dir und mir wird aber außer zusehen und analysieren nichts anderes übrigbleiben. und hoffen. es sei denn, einer von uns oder wir beide leisten humanitäre hilfe, werden selbst politiker und versuchen postiven einfluß auf solche dinge zu nehmen. ist auch nicht vielversprechend. die ohnmacht bleibt, auch wenn man auf keine selbstbetrügerische weise eine tugend aus ihr machen will.ad 2) der krieg ist immer noch nicht vorbei, leider. warts ab, bis er wirklich vorbei ist. es können noch tausende sterben, zivile und militärische opfer. menschen sind menschen.
ad 3): ja, ich stimme dir voll zu. mit der kleinen ergänzung, daß es kein privileg der linken war, einen entmündigungskomplex“ zu induzieren. dafür sorgten alle parteien, und allen voran die "einzelindividuen", die das alles erst ermöglich(t)en. für die das wort müdnigkeit ein fremdwort ist, wie etwa der begriff des "selbstständigen denkens". leider.
das alles sind probleme, ja.
jefferson antwortete am 8. Apr, 04:20:
Stimmt
ad ad 3) Da hast Du recht, den Linken nehme ich es nur besonders übel, weil sie es eigentlich besser wissen sollten.
ferromonte antwortete am 8. Apr, 16:10:
und da
muß ich dir auch wieder recht geben. gleichzeitig hab ich endlich kapiert (durch deinen letzten kommentar), daß ich mir auch von den linken immer mehr erwarte, und daher auch mehr enttäuscht bin, wenn sie alt aussehen.. war mir nicht ganz bewußt, warum ich so genau bin bei denen. :-)und vielleicht ist auch das (sich von sozialdemokratischen politikern was zu erwarten, nur weil sie sozialdemokraten sind)eine illusion, die man loswerden sollte ...
lg
fm